Ministerpräsidentin besucht Framersheimer Sturm-Opfer

12. Apr 2019

AZ Anzeige Lokales von Steffen Nagel, erschienen am 12.04.2019

Malu Dreyer besucht Framersheimer Sturm-Opfer

Es ist der 7. Juli 2015, als in Framersheim zwei Fallböen verheerende Schäden verursachen. Vier Jahre später spricht Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Bürgern über das Unglück.

FRAMERSHEIM - Die Sonne wirft ihre letzten Strahlen auf die Sport- und Kulturhalle an diesem milden April-Abend. Auf dem Sportplatz trägt die Framersheimer Fußballjugend ein Saisonspiel aus. Es ist ein ganz normaler Tag. Während draußen gekickt wird, berichten drinnen Menschen von einem Tag, der vieles war, nur nicht normal. Von jenem 7. Juli im Jahr 2015, als zwei Fallböen über das kleine Dorf hinwegfegten und eine Spur der Verwüstung hinterließen. Von dem, was danach passiert ist, von dem, was zurückbleiben wird.

Die Ministerpräsidentin ist gekommen. Fast vier Jahre nach dem verheerenden Unglück will Malu Dreyer von den Bürgern wissen, wie es ihnen seit der Katastrophe ergangen ist. 20 Framersheimer berichten der Landesmutter bereitwillig von ihren Schicksalen. Es sind persönliche Geschichten, die Dreyer hört, in intimer Atmosphäre, die Presse muss draußen bleiben.

„Ich habe die Bilder von damals noch gut in Erinnerung“, sagt die Ministerpräsidentin im Kurz-Interview nach ihrem Besuch. Wichtig sei es ihr daher gewesen, noch einmal mit den Menschen vor Ort zu sprechen und zu sehen, ob die Hilfen seinerzeit zu einem guten Ende geführt haben. „Und ob wir als Land damals gut aufgestellt waren...“ War man es? „Ich denke schon“, sagt Dreyer und verweist auf „gute Ansprechpartner“ in den Ministerien. Was sie beeindruckt habe, sei der relativ große Zusammenhalt unter den Bürgern in Framersheim: „Alle haben untereinander geholfen und angepackt.“

Als die Ministerpräsidentin weg ist, plaudern die Dorfbewohner in der Sport- und Kulturhalle bei Wein und Brezeln noch eine Weile. Mancher klagt über seine Versicherung, andere über einzelne egoistische Mitbürger, wieder andere über die Art der Spendenverteilung.

Eine nette Geste sei der Besuch gewesen, sind sich die meisten aber einig. Kritik an der großen Politik ist nur sehr verhalten zu hören. „Im Rahmen dessen, was machbar war, hat die Politik uns damals geholfen“, sagt ein Bürger. Dennoch haben die Framersheimer ihrer Landesmutter auch so manche Anregung mit auf den Weg gegeben. Etwa die Bildung einer Task Force auf Landesebene, die im Falle eines Naturereignisses den Betroffenen schnell und effektiv helfen kann. Auch über einen „Katastrophen-Cent“ wurde gesprochen, sozusagen ein wiederkehrender landesweiter Beitrag zur schnellen Unterstützung im Falle des Falles.

Die Ministerpräsidentin hat gesehen: Vier Jahre nach dem Sturm sind in Framersheim nahezu sämtliche Spuren des Unglücks beseitigt. Allerdings nur die äußerlichen. „Wenn ich Wind höre, bekomme ich auch heute noch Angst“, sagt Winzer Michael Lucius. „Das wird wohl auch nicht mehr weggehen.“ 381 296 Euro und 14 Cent betrug damals der Schaden an seinem Gebäude, sein Betrieb stand vor dem Abgrund. Doch Lucius erlebte nicht nur Schlechtes in dieser Zeit, sondern auch Zusammenhalt und eine Welle der Hilfsbereitschaft. Heute will der Winzer davon etwas zurückgeben: Seit 2017 ist er Wehrführer in seiner Gemeinde.

Auch Peter Boriss’ Anwesen wurde durch die Fallböen teilweise zerstört, der Framersheimer zählt zu den am stärksten von der Katastrophe betroffenen Bürgern. Auch er erinnert sich schaudernd an die Ereignisse, damals im Juli. An seinen Hund, der schon Minuten vor dem Unwetter unruhig wurde. An den Baum, der auf den fahrbaren Rasenmäher stürzte, auf dem kurz zuvor noch jemand gesessen hatte. „Meine Ehefrau wird auch heute noch unruhig, wenn Wind geht.“

Als er das sagt, sitzt Malu Dreyer längst wieder in ihrem Dienstwagen, auf dem Weg zum nächsten Termin. An diesem normalen Tag im April, an dem die Erinnerungen in Framersheim lebendiger sind denn je. An jenen 7. Juli, einen Tag, der vieles war, nur nicht normal.